Internationale Tagung
Der Orientalismus in der Kunst des 19.
Jahrhunderts auf der Iberischen Halbinsel und in Iberoamerika
El Orientalismo en el Arte del siglo XIX en la Península
Ibérica e Iberoamérica
12. und 13. Dezember 2014
Veranstalter: Kunstgeschichtliches
Seminar der Universität Hamburg
In Kooperation mit: Carl
Justi-Vereinigung e. V., Dresden
Orientalismus, das hat vor allem die jüngere Forschung unterstrichen, lässt sich nicht in einfachen Dichotomien und Alteritätskonzepten beschreiben, sondern die Diskurse, die der Orientalismus hervorgebracht hat, sind heterogener und vielstimmiger, als am Beginn der wissenschaftlichen Auseinandersetzungen angenommen wurde. Daher geht man heute auch nicht mehr davon aus, dass die orientalistische Malerei von relativ homogenen, transnationalen Topoi kolonialer Imaginationen bestimmt wird. Ein Beispiel, an dem sich das vielleicht in besonderem Maß zeigen lässt, ist die Malerei des Orientalismus in Spanien. Denn dieses Land wurde im 19. Jahrhundert vielfach selbst als „Orient Europas“ bezeichnet. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie eine orientalistische Malerei auf diese Situation antwortet: Findet hier eine Autoexotisierung statt, welche diese Differenzkonstruktion affirmiert? Welche Rolle spielen maurische Motive etwa in der Konstruktion einer spanischen Nationalgeschichte, wenn Baudenkmäler wie die Alhambra besonders hervorgehoben werden? Oder findet eine territoriale Verschiebung statt? Suchten spanische Künstler in Nordafrika die Differenzerfahrung, die Nordeuropäer auf ihren Spanienreisen postulierten? Im Rahmen der Tagung sollen visuelle Diskurse über Zeitvorstellungen, den Harem und die Sklaverei, aber auch kulturelle Codierungen von Landschaft oder Männlichkeitskonstruktionen in den Blick genommen werden, um die „double consciousness“ in den orientalistischen Diskursen Spaniens und Iberoamerikas nachzeichnen zu können, die vielfach das Bewusstsein einer Paradoxie offenbart, gleichzeitig Subjekt und Objekt des orientalistischen Blickregimes zu sein.
Freitag, 12. Dezember 2014
Hamburg, Warburg-Haus, Heilwigstraße 116
- Margit Kern,
Hamburg
Begrüßung und Dank
- Patricia
Hertel, Basel
A Contested Heritage: Interpretations of the Muslim Past in 19th Century Spain
- Ariane Varela
Braga, Zürich
Visions of the Alhambra: Girault de Prangey and Owen Jones' travels in Spain
- Francine
Giese, Zürich
Vom Vorbild zum Trugbild. Die Transformierung der Alhambra im 19. Jahrhundert
- Claudia
Hopkins, Edinburgh
The Past as a National Fantasy – Jenaro Pérez Villaamil
- Philipp
Zobel, Berlin
Die Eroberung Granadas im Blick des 19. Jahrhunderts. Ein orientalistischer Nationalismus?
Samstag 13. Dezember 2014
Hamburg, Warburg-Haus, Heilwigstraße 116
- Charlotte
Gaitzsch, Hamburg
Das Andere des Kindes - Mariano Fortuny „Die Töchter des Malers im japanischen Salon“
- Marleen-Christine
Linke, Hamburg
Die kulturelle Codierung von Landschaft in der spanischen Malerei des Orientalismus
- Sarah Tabbal,
München
Austauschprozesse zwischen spanischen und französischen Orientmalern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
- Anna Lena Frank, Hamburg
Aktdarstellung und Warenökonomie – Imaginationen vom Harem in der spanischen Malerei des Orientalismus
- Wilma Margarete Scheschonk, Hamburg
„Moderne Helden“ in Darstellungen des spanisch-marokkanischen Krieges (1859–1860)
- David Sánchez Cano,
Madrid
„Allende el estrecho“ („Jenseits der Meeresenge“). Fotografische Blicke auf den Orient in Andalusien und Marokko
- Marta Oliveira Sonius, Berlin
Fixierung des „Eigenen“ – Adaptionen des „Fremden“. Albrecht Haupts Thesen zur Genese der Manuelinik
- Marcelo Marino, Buenos
Aires/Bristol
Formas del Orientalismo en el Río de la Plata. El problema de las categorías y de las denominaciones
- Christian Brückner,
Hamburg
Orientalismus in der archäologischen Rekonstruktion – Carl Nebels „Pirámide de Xochicalco“
Konzeption und Organisation
Univ.-Prof. Dr. Margit Kern, Universität Hamburg, Fakultät für Geisteswissenschaften, Fachbereich Kulturgeschichte und Kulturkunde, Kunstgeschichtliches Seminar